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"Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen"

Aktualisiert: 10. März 2021

Diese etwas schnodderige Antwort gab Alt-Kanzler Helmut Schmidt einst einem Reporter im Wahlkampf [1].


Ein Bild davon zu haben, was wir anstreben, gilt als bedeutender Stellhebel für eine erfolgreiche Selbstorganisation. Privat als auch beruflich, in Linie als auch in Projektteams, tut es gut, Vorstellungen von dem zu haben, wie es einmal sein soll. Diese Zielbilder machen transparent, wo wir hinwollen und erzeugen einen Attraktor [2]. Sie haben etwas Anziehendes, auf das sich die im System befindlichen Elemente, wie zum Beispiel Teammitglieder, ausrichten und gemeinsam hinbewegen. Sie sorgen für Fokussierung und damit dafür, dass Dinge, die nicht in diesen Fokus passen, weniger Beachtung finden oder ganz bewusst ausgeklammert werden. Es wird also die Konzentration auf etwas gemeinsam Angestrebtes unterstützt. Wo jedoch die Vorstellung oder die Kommunikation, von dem, was einmal sein soll, fehlt, gibt es weder ein gemeinsames Zielbild, noch die daraus folgende gemeinsame Ausrichtung. Die Gemengelage der beteiligten Mitglieder ist in Unordnung und wirkt schlimmstenfalls sogar gegeneinander. Der Autor Richard Barret [3] spricht in seinen Veröffentlichungen und Modellen im übertragenen Sinne als Folge von einer hohen "kulturellen Entropie“ im System, die durch, nebeneinander existierende, multiple Werte erzeugt wird. Es ziehen buchstäblich nicht alle am selben Strang. Die einzelnen Beteiligten streben in unterschiedliche Richtungen, es kommt zu “Reibereien“. Dieser Zustand kostet Energie, die für die erfolgreiche Erfüllung gesamtheitlich bestehender Aufgaben fehlt.

Eine gute Vision als Grundlage abgeleiteter Ziele sollte zukünftige Entwicklungen sowie gemeinsame Werte einbeziehen. Die abgeleiteten Ziele können dann von Zeit zu Zeit auf den Prüfstand gestellt werden. Bei Bedarf wird feinjustiert. Der bekannte PDCA-Zyklus (PDCA=Plan-Do-Check-Act) [4] wird in Bezug auf das "Big Picture" in großen Intervallen, für das Erreichen von daraus abgeleiteten Vorsätzen in kürzeren Abständen durchlaufen. Neue Erkenntnisse werden dabei bewusst verarbeitet. Im agilen Projektmanagement planen Projektteams beispielsweise Sprints ein und gleichen die Ergebnisse regelmäßig mit den Vorstellungen des Auftraggebers ab.

Bild 1: Wiederkehrender PDCA-Zyklus [4]

Wir benötigen für das Ermitteln eines zukünftig gewünschten Zustandes die Fähigkeit zum visionären Denken, welches in Ausprägungen im Individuum, je nach Persönlichkeitsstruktur, stärker oder schwächer verankert ist [5]. Trotz persönlichkeits-orientierter Präferenzen kann kreatives Denken jedoch trainiert und entwickelt werden [6].

Wer die Erzeugung von Vorstellungen, die sich an künftigen Entwicklungen orientieren, nicht fördert oder gar blockiert, bremst persönliches und organisatorisches Wachstum. Die Organisation läuft Gefahr, langfristig den Anschluss zu verlieren. Es wird ausschließlich abgebildet, was in der Vergangenheit abgefragt wurde und aktuell gefragt ist. Es ist gut und wichtig, Erfahrungen und Dinge, die sich bewährt haben, in die Erarbeitung der eigenen Zielvorstellung einzubeziehen. Die erlernten Muster lediglich zu wiederholen, bedeutet allerdings die Manifestierung eines eingefahrenen Zustandes.

Das Setzen und Verfolgen eines gemeinsamen Zielkorridors kostet Kraft und benötigt Durchhaltevermögen. Die Beteiligten investieren hier jedoch in etwas, das sich am Ende für alle auszahlt. Das gemeinsam Verfolgte macht buchstäblich "gesamtheitlich Sinn". In Kombination mit weiteren Rahmenbedingungen entsteht eine leistungsfähigere Organisation, die emergente Strukturen [7], also neue Qualitäten im Gesamtsystem, aufweist.

Wir helfen Projektteams und Organisationen dabei, eine gemeinsame Ausrichtung zu definieren und damit bedeutende Parameter zu setzen, die eine kluge Selbstorganisation unterstützen. Die weitere Evolution geschieht dann im Prozess, in welchem wir unseren Kunden als Coach zur Seite stehen.


[1] Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen“: Zitat von Helmut Schmidt, https://www.bz-berlin.de/klassiker/helmut-schmidts-beste-zitate, zugegriffen am 15.07.2020, 9:30Uhr

[2] Haken H, Schiepek G (2006 und 2010): Synergetik in der Psychologie, Hogrefe


[3] Barrett R (2016): Werteorientierte Unternehmensführung, Springer Gabler


[4] Gehr S, Huang J, Boxheimer M, Armatowski S (2018): Systemische Werkzeuge für erfolgreiches Projektmanagement, Springer Gabler


[5] Kannenberg D (2009); Persönlichkeit und Typus, Das Jungian Personality Profile, Eigenverlag Flow Consulting Celle


[6] Nielsen D, Thurber S (2018): Die Kunst des kreativen Denkens, BIS Publishers


[7] Oswald A, Köhler J, Schmitt R (2016): Projektmanagement am Rande des Chaos, Springer-Verlag


Visionsfindung und die Ausbildung von Kreativität sind Inhalt unseres Trainings SO Genius, welches auf die Ausbildung der Metakompetenz Selbstorganisation 4.0 fokussiert.

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