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  • Autorenbildsonjaarmatowski

Sind wir noch zu retten?

Aktualisiert: 10. Feb. 2021


Der Besuch des Gottesdienstes gehört für mich und meine Familie zum jährlichen Weihnachtsfest. Als unsere Tochter klein war, stand jährlich das Krippenspiel auf dem Programm. Eine Vorführung, die uns alle regelmäßig in Geduld und liebevoller Verzückung hinsichtlich der Darstellungskünste der Kleinen übte. Nie vergessen werde ich den sportlich anmutenden Heimweg, den einer von uns jedes Mal unter Ausreden zurücklegen musste, um die Imagination des zwischenzeitlich vollzogenen Weihnachtsmannbesuchs nach der Heimkehr für unser Kind Realität werden zu lassen.


Mittlerweile sind wir mit einem gesellschaftspolitisch interessierten Teenager in der Christvesper angekommen und haben dieses Mal mit Bezug auf die Klimakatastrophe erfahren, dass es keinen Grund zur Panik gibt. Dass es schon einen Retter gibt, ich die Welt nicht retten muss und deshalb “fröhlich und gelassen“ sein darf.


Fröhlich und gelassen??? Ich selbst verspürte im Laufe der Predigt, den Impuls, aufzustehen und die Kirche zu verlassen.


Zitierte Auszüge der Predigt:

“...Wir laufen im Augenblick Gefahr, dass die Öko-Moral bei uns zur neuen Religion wird...Die Prophetin ist schon gefunden: ein zorniges Mädchen, das den Untergang des Planeten verkündigt. Greta und die Wissenschaftler, die sie unterstützen, haben die Lösungen...Wenn aus der Geschichte etwas zu lernen ist, dann dies: Noch alle Propheten des Wahren und Guten, die aufgetreten sind, haben sich getäuscht. Nach Mose, Jesus und Mohammed ist kein Prophet mehr erstanden, dessen Religion bis heute überlebt hätte. Ihre Prophezeiungen haben den Test der Zeit nicht bestanden. Sie wurden geprüft und für untauglich befunden. Das gilt auch für die vielen Wissenschaftler und Experten, die mit dem Brustton religiöser Überzeugung immer wieder den Untergang des Planeten angekündigt haben. Wenn es nach diesen Prognosen gegangen wäre, wäre unsere Erde schon längst kollabiert...Angst war noch nie ein guter Ratgeber. Ich höre da lieber auf die Botschaft der Hoffnung, die der Engel von Bethlehem verkündigt: “Fürchtet euch nicht! Denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland, der Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids“...“Ich weiß: Ich darf Mensch sein und bleiben. Ich muss die Welt nicht retten. Ich bin nicht dafür verantwortlich, etwas zu tun, was kein Mensch tun kann: die Welt zu retten. Die Welt ist schon längst gerettet, und ich bin es auch...“


Meine Tochter und ich haben uns angesehen und nur den Kopf geschüttelt. Den gesamten Heimweg haben wir uns aufgeregt und über die Predigt gewettert. Angeregt durch die anschließende Diskussion habe ich mittlerweile jedoch verschiedene Perspektivwechsel vorgenommen. Waren wir am Ende vielleicht sogar Zeuge und Teil einer ganzheitlich angelegten systemischen Intervention? [2]. Vielleicht war es sogar ein Ziel, uns emotional aufzurütteln und zum Nachdenken und zu Diskussionen anzuregen.


Verhalten wird selten von Einsichten verändert. Das funktioniert besser, wenn Emotionen beteiligt sind. Das limbische System, in dem Emotionen verarbeitet werden, muss neben der kognitiven Ebene angesprochen werden. [3] Und: Gelassenheit wird neben Intuition und der Wahrnehmung von Zusammenhängen als die Basis eines integralen Verständnisses von Weisheit verstanden. [4]


Allerdings wissen wir auch: Wenn wir uns in Ruhe, Sicherheit und Gelassenheit wiegen, hat das soziale System Mensch wenig Veränderungsenergie. Das aus der Physik bekannte Modell einer Kugel, befindet sich im Tal in einer Ruhelage. [5] Um in einen anderen Systemzustand zu gelangen, ist neben anzulegenden Ordnungs- und Rahmenparametern, Energie notwendig, die eine Veränderung, und somit auch (Weiter-)entwicklung des Systems ermöglicht. Wir brauchen Stimulanz. [6] Sonst bleibt alles beim Alten.


In Zeiten steigernder Komplexität ist Anpassungsfähigkeit und damit das Erlernen neuer (Meta)Kompetenzen notwendig. Innere Stabilität, Besinnung auf Stärken und Kraft sind wichtige Grundlagen für Resilienz. Diesem Umstand tragen wir im Rahmen unserer ab 2020 neu angebotenen Trainings zum Schulen der Metakompetenz Selbstorganisation 4.0 Rechnung, indem wir in den Trainings und im Coaching ressourcenorientiert und -stärkend arbeiten und begleiten. Darüber hinaus benötigen wir jedoch zukunftsorientierte Zielbilder und Kompetenzen, die persönliches Wachstum und ein erfolgreiches Navigieren und Handeln in unruhigem Fahrwasser ermöglichen.


Mit Reflexion der persönlichen Ausgangsposition und dem Erlernen der für das 21. Jahrhundert nötigen Kompetenzen sind wir in der Lage, selbstbestimmt unsere eigene Lebendigkeit und die Lebendigkeit der Umwelt positiv mit zu gestalten. Für uns selbst und andere!


Ab 2020 bieten wir in Kooperation mit Dr. Alfred Oswald (IFST) das Erlernen der Metakompetenz Selbstorganisation als offenes Seminar mit dem Produktnamen SelbstOrganisation Genius (SO Genius) und als Inhouse Seminar für Teams und Organisationen mit dem Produktnamen SO Collective Mind an. SO Genius und SO Collective Mind können beide zusätzlich mit Lerncoachings für die anschließende Prozessbegleitung (SO Genius + und SO Collective Mind +) gebucht werden.




Informationen zum Training Metakompetenz Selbstorganisation 4.0 finden Sie hier.







[3] Dogs C P, Poelchau N, (2019): Gefühle sind keine Krankheit, Ullstein Buchverlage Berlin


[4] Oswald A, Köhler J, Schmitt R (2016) Projektmanagement am Rande des Chaos, Springer


[5] Haken H, Schiepek G (2006 und 2010): Synergetik in der Psychologie, Hogrefe Verlag Göttingen


[6] Häusel H-G (2014): Think limbic!, Haufe-Lexware Freiburg


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